Googles Venice Update stärkt lokale Suchergebnisse
In den USA wurde das Venice Update bereits vor einigen Monaten in den Suchalgorithmus von Google integriert. Damals gab es von offizieller Seite folgende Aussage über die Auswirkungen von Venice:
Improvements to ranking for local search results. [launch codename “Venice”] This improvement improves the triggering of Local Universal results by relying more on the ranking of our main search results as a signal.“
Betrachtet man die Auswirkungen von Venice heute, lässt sich die deutliche Stärkung regionaler Aspekte erkennen. Dafür macht Google die Zusammenstellung der Suchergebnisse vom Standort des Nutzers abhängig. Neben viel zusätzlicher Unsicherheit bei der Bewertung von Platzierungen bietet das Update auch zahlreiche Chancen, die Rankings eigener Seiten nachhaltig zu verbessern.
Venice Update und SEO
Vor allem für die Arbeit im Bereich Suchmaschinenoptimierung wird das Venice Update weitreichende Folgen haben. Durch die starke standortabhängige Anpassung der Suchergebnisse ist es in Zukunft deutlich schwieriger, Platzierungen exakt zu überprüfen, egal ob dies von Hand oder mit Hilfe eines SEO-Tools geschieht. Schließlich bekommt ein Nutzer in Basel nun häufig andere Ergebnisse angezeigt als ein Nutzer, der die gleiche Suchanfrage in Zürich stellt.
Immerhin lässt Google die Möglichkeit zu, den eigenen Standort virtuell anzupassen und dadurch auch die Suchergebnisseiten anderer Regionen einzusehen. Eine Prüfung für alle möglichen Standorte ist somit theoretisch möglich. Der Aufwand dafür wäre aber natürlich immens.
Eine Lösung kann sein, für Seiten, die einen tatsächlichen lokalen Bezug haben, das jeweilige Zielgebiet als Standort zu wählen. Für überregionale Seiten wird als Standort entsprechend ein Land oder auch ein Kanton/Bundesland gewählt. Auf diese Weise lassen sich zwar keine exakten Ergebnisse ermitteln, es entsteht jedoch eine gute Annäherung an die tatsächlich relevanten Ranking-Ergebnisse.
Venice Update – Sinn und Unsinn
Der Bezug zum Standort des Nutzers scheint für viele Suchanfragen durchaus sinnvoll zu sein. Gleichzeitig lassen die Auswirkungen von Venice, die wir bisher feststellen konnten, auch deutliche Kritik zu. Google scheint noch keine klare Unterscheidung treffen zu können, für welche Suchanfragen ein lokaler Aspekt überhaupt wichtig ist. Für die Anfrage ‘Blumenladen‘ besitzt der Ortsbezug in den meisten Fällen mit Sicherheit eine hohe Relevanz. Für die generischen Keywords ‘Blumen‘, ‘Baby‘ oder ‘Buch‘ darf jedoch zumindest bezweifelt werden, ob der Nutzer tatsächlich regionale Blumenläden und Buchhandlungen sucht oder offline Babykleidung kaufen möchte. Die Ausspielung ortsbezogener Webseiten durch Google liefert also nicht immer bessere Ergebnisse.
Ähnliche Beobachtungen beschreibt Martin Mißfeldt. Er stellt neben der Regionalisierung der Suchergebnisse durch Venice teilweise auch eine thematische Verschiebung bei den ausgespielten Ergebnissen fest. Für das von ihm geprüfte Keyword ‚Malerei‘ verschieben sich durch Einbezug des Standortes die Suchergebnisse vom thematischen Bereich Malerei als Kunstgattung hin zu Malerbetrieben in der Region.
Google Venice vs. Google Places
Bisher hat für Suchanfragen mit lokalem Bezug wie beispielsweise ‘Zahnarzt München’ oder ‘Kino Zürich’ der Ortsbezug vor allem über die Einblendung von Google Places in den Universal Search Results eine Rolle gespielt hat. Nun rücken standortbezogene Aspekte auch für die klassischen Webergebnisse in den Fokus. Dabei ist vor allem wichtig, dass die Angabe eines Ortsnamens in der Suchanfrage gar nicht mehr notwendig ist, um lokal beeinflusste Suchergebnisse zu erhalten. Dies hat nach unseren Beobachtungen gleich zwei wichtige Konsequenzen zur Folge:
- Durch die Immanenz des lokalen Bezugs werden deutlich häufiger Suchergebnisseiten ausgespielt, die Google Places integrieren. Eine Optimierung der eigenen Places-Einträge ist dadurch noch wichtiger geworden.
- Die Ergebnisse aus der klassischen Websuche werden standortabhängig differenziert ausgespielt. Auch hier kann mit einer entsprechenden Optimierung reagiert werden.
Das Venice Update als Chance
Vor allem Anbieter ortsbezogener Produkte und Dienstleister dürfen sich über das Venice Update freuen. Dies gilt selbstverständlich auch für die Betreiber von Internetseiten, die ein größeres Netz ortsbezogener Dienste oder Filialen bewerben. Damit diese optimal von den Vorteilen des Venice Update profitieren, sollten jedoch einige grundlegende Dinge bedacht werden:
- Die regionalen Angebote oder Filialen sollten auf jeweils eigenen Seiten präsentiert werden.
- Um Google die Zuordnung zu erleichtern, bietet sich die Einbindung von Adressdaten mit Hilfe von Microformaten an. Ein solches Adressformat kann beispielsweise mit dem hCard Creator erstellt werden.
Google Venice und mobile Suche
Bereits heute erreichen Google mehr als ein Drittel der Suchanfragen von mobilen Endgeräten und naturgemäß weisen diese Anfragen deutlich häufiger lokale Bezüge auf. Das Venice Update kann daher auch als Reaktion Googles auf die steigende Zahl mobiler Suchanfragen verstanden werden. In diesem Zug ist damit zu rechnen, dass Suchergebnisse mit Hilfe der genauen Ortungsmöglichkeiten mobiler Geräte sogar noch spezifischer auf den Standort des Nutzers abgestimmt werden. Auch wenn das Venice Update für den Bereich Suchmaschinenoptimierung zunächst eine Menge zusätzliche Arbeit aufwirft, sollte diese Arbeit dank der weltweit rasanten Zuwachsraten im Smartphone-Bereich auch als Investition in die Zukunft gesehen werden.
Weitere Informationen zur mobilen Suche und den daraus resultierenden Anforderungen können in unserem in der Zeitschrift „Marketing & Kommunikation“ erschienen Beitrag nachgelesen werden.
Update: Venice Update und Google Local Update
Die Reaktionen der letzten Tage haben gezeigt, dass einige der hier beschriebenen Veränderungen wohl gar nicht dem Venice Update zugeordnet werden können. Statt dessen scheint ihnen ein bislang namenloses Update zugrunde zu liegen, dass Martin Mißfeldt passend „Google Local Update“ genannt hat. Google selbst beschreibt die Wirkung des Updates folgendermaßen:
„Improved local results. We launched a new system to find results from a user’s city more reliably. Now we’re better able to detect when both queries and documents are local to the user.“
Während also das Venice Update zu einer Neubewertung der lokalen Ergebnisse in den Universal Search Results (Google Places bzw. neuerdings Google+ Local) führt, ist das Local Update dafür verantwortlich, dass nun auch die Ergebnisse der klassichen Websuche in starkem Maße ortsabhängig ausgespielt werden.
Für die Praxis der Suchmaschinenoptimierung lassen beide Updates jedoch einen gemeinsamen Schluss zu: In Zukunft wird der Ortsbezug eine starke Rolle für die Positionsverteilung bei Google spielen. Darauf sollte reagiert werden, indem die eigenen Einträge auf Google+ Local (Places) angepasst werden. Gleichzeitig sollte man prüfen, ob man die eigenen Rankings in den klassischen Webergebnisse stärken kann, indem man auf der eigenen Internetseite lokale Inhalte anbietet.
Auch die klassische Suchmaschinenoptimierung sollte nicht vernachlässigt werden. Zumindest bisher werden die ersten vier Positionen der Suchergebnisseite scheinbar ortsunabhängig ausgespielt. Eine Platzierung auf diesen vorderen Positionen gewinnt dadurch zusätzlich an Bedeutung.
Update 2: Venice und Local Update nun auch in den Top4
Pünktlich zum Wochenstart haben wir neue, weitreichende Auswirkungen des Google Local Updates entdeckt: Mittlerweile scheinen auch die ersten vier Positionen in den Suchergebnisse nicht mehr vor den Auswirkungen von Googles Venice Update und dem Local Update gefeit zu sein. So liefert das Keyword ‚Kirche‘ abhängig vom Suchstandort München oder Berlin bereits an zweiter Stelle lokal angepasste Suchergebnisse.