Google rollt KI-Modus in Europa aus

Optimization Geschrieben von Christoph Spannagel

Christoph Spannagel

Head of Branch Office DE | Head of Web Optimization | Partner

Google rollt KI-Modus in Europa aus

Die Einführung des KI-Modus in Europa stellt einen weiteren Meilenstein in der Evolution der Suchmaschine dar. Der Rollout Anfang Oktober 2025 betrifft zahlreiche Märkte und Länder, inklusive Deutschland, Österreich und der Schweiz. (Quelle: Google Blog: Der KI-Modus startet in Deutschland, Österreich und der Schweiz). Diese Entwicklung birgt weitreichende Implikationen für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) und das zukünftig zu erwartende Nutzerverhalten in der Suche. Wir analysieren im Folgenden die Funktionsweise des KI-Modus, differenzieren ihn von den bereits seit März in D-A-CH ausgerollten AI Overviews und beleuchten die potenziellen Auswirkungen auf digitale Marketingstrategien.

Was ist beim KI-Modus neu?

Der KI-Modus stellt eine Weiterentwicklung der traditionellen Suchfunktionalität dar. Anstatt primär eine Liste von Links zu präsentieren, generiert der KI-Modus eine direkte, zusammenfassende und kohärente Antwort auf komplexe Suchanfragen, wie dies bereits aus alleinstehenden LLMs wie ChatGPT oder Gemini bekannt ist. Wie bei diesen Apps, zielt die neue KI- Funktionalität darauf ab, Nutzer:innen eine effizientere Informationsbeschaffung zu ermöglichen – neu ist dabei vor allem, dass eine solche Funktion direkt in die klassische Suchergebnisseite bei Google integriert wird.

KI-Modus vs. AI Overviews: Eine differenzierte Betrachtung

Die Unterscheidung zwischen dem KI-Modus und den bereits im März im deutschsprachigen Raum eingeführten AI Overviews (deutsch: Übersicht mit KI) ist für das Verständnis der Nutzerinteraktion und der potenziellen SEO-Effekte von entscheidender Bedeutung:

  • AI Overviews sind automatisch generierte Zusammenfassungen, die Google bei bestimmten Suchanfragen prominent über den regulären Suchergebnissen anzeigt. Sie werden passiv ausgespielt, was bedeutet, dass sie Nutzer:innen ohne aktive Interaktion angezeigt werden. Sie dienen primär der schnellen Beantwortung von Faktenfragen.
  • In den KI-Modus müssen Nutzer:innen hingegen aktiv wechseln, um gezielt eine interaktive, generierte und oft tiefergehende Antwort – typischerweise bei komplexeren Fragen – zu erhalten.
Ein Screenshot des KI-Modus in einem beispielhaften Chat mit der Fragestellung "wie kann die dreifive mich bei meinen Marketingaktivitäten unterstützen". Darunter steht eine generierte Antwort und rechts gibt es ein Panel mit 3 Links.

Diese Differenzierung hat direkten Einfluss darauf, welche Nutzergruppen wir kurz- und mittelfristig für die beiden Funktionen erwarten dürfen: Während AI Overviews allen Nutzer:innen der klassischen Suche ausgespielt werden können und somit eine sehr hohe Verbreitung zu erwarten ist, wird der neue KI-Modus mit Sicherheit eine verzögerte Auswirkungen auf das Suchverhalten in der Breite haben.  

Was KI-Modus und AI Overviews eint – Erfahrungen aus den USA

Da KI-Funktionalitäten in den USA bereits frühzeitig in die Google-Suche integriert wurden, lohnt sich ein Blick auf die dort bereits vorliegenden Veränderungen und Erkenntnisse. Wenig verwunderlich ist der dort festgestellte Einfluss auf die Klickrate (CTR) der organischen Suchergebnisse, den wir im Zuge der Einführung der AI Overviews auch in D-A-CH bereits erleben (vgl. https://www.seroundtable.com/google-search-great-decoupling-39524.html). Da die KI-generierte Antwort oft bereits die wesentlichen Informationen zusammenfasst, kann die Notwendigkeit für Nutzer:innen, auf die verlinkten Websites zu klicken, reduziert werden, insbesondere bei rein informativen Suchanfragen.

Gleichzeitig gewinnen die Qualität und Relevanz der Inhalte weiter an Bedeutung. Googles KI greift auf vertrauenswürdige und relevante Quellen zurück, um ihre Antworten zu generieren. Um in den KI-generierten Snippets als Quelle aufgeführt zu werden, sind nicht nur technische SEO-Faktoren, sondern vor allem auch qualitativ hochwertiger, präziser und vertrauenswürdiger Content entscheidend. Elizabeth Reid – Head of Search bei Google – bestätigt dabei, dass das Ranking von Quellen innerhalb der KI-generierten Antworten dabei grundlegend auf dem gleichen Prozess wie die klassischen Rankings basiert. (Quelle: The Economic Times Podcasts: Corner Office Conversation with Elizabeth Reid, Head of Search, Google 16:50)

Ein weiterer, wichtiger Aspekt, der im Podcast der Economic Times erwähnt wird, ist die Veränderung der Suchanfragen selbst: „The one big thing that has changed now in terms of how people search is that the questions are longer […] In fact I think they are 2 to 3x longer“. Dies deutet auf eine präzisere und komplexere Nutzerintention hin. Außerdem stellen Nutzer:innen mehr Fragen, da die Hürde für eine gute Antwort gesenkt wurde, und sie nutzen die Möglichkeit, einfache Folgefragen im KI-Modus zu stellen.

Auswirkungen auf SEO und die eigene Content-Strategie

Die Einführung des KI-Modus erfordert erneut eine kritische Neubewertung bestehender SEO-Strategien. Auch wenn viele Optimierungsmaßnahmen mit klassischen SEO-Maßnahmen deckungsgleich oder zumindest ähnlich bleiben, sollten die folgenden Punkte nochmals verstärkt in den Fokus rücken:

  1. Stärkung von E-E-A-T: Der Fokus auf Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness (E-E-A-T) wird noch stärker akzentuiert. Inhalte müssen Authentizität und Vertrauenswürdigkeit demonstrieren, um von der KI als relevante Quelle herangezogen zu werden. Was dabei auch nicht neu ist, aber leider immer wieder unterstrichen werden muss: Inhalte sollten so produziert werden, dass sie Nutzer:innen interessieren, und nicht primär für Suchmaschinen. Das betont auch Elizabeth Reid nochmals (18:43).
  2. Optimierung für komplexe und informative Anfragen: Die Content-Strategie sollte sich auf Long-Tail-Keywords und komplexe Fragen konzentrieren, für die eine KI-generierte Antwort eine umfassende Zusammenfassung bieten kann. Der Content sollte dabei als fundierte Antwort auf eine spezifische Fragestellung konzipiert sein.
  3. Positionierung als maßgebliche Quelle: Obwohl die KI Antworten liefert, werden häufig Quellenlinks genannt. Eine Optimierung der Inhalte, um als wichtige Quelle erkannt zu werden, kann dazu beitragen, in den generierten Antworten aufzutauchen und qualifizierte Klicks zu generieren. Eine klare Inhaltsstruktur, prägnante Überschriften und eine logische Hierarchie sind hierbei essenziell.
  4. Monitoring des Nutzerverhaltens: Die Veränderungen im Suchverhalten, die durch den KI-Modus initiiert werden könnten, müssen kontinuierlich beobachtet werden. Eine adaptive Content-Strategie, die auf neue Suchmuster reagiert, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Reid merkt an, dass es durch die KI-Antworten weniger „Bounce Clicks“ gibt, da Nutzer:innen bereits ausreichend Kontext erhalten, und es sich bei den Klicks auf überlegte, „tiefe Klicks“ handelt (20:00). Das hat aus unserer Perspektive weitreichende Auswirkungen: Nutzer:innen sind nach einer bereits im KI-Modus abgeschlossenen Recherche-Phase potenziell Conversion-stärker, was gegebenenfalls zumindest einen Teil der Verluste im organischen Traffic aufheben kann. Dies bedeutet auch, dass die Optimierung der User Experience auf der Seite noch stärker im Fokus liegen sollte, um den verringerten Traffic dann auch zum Abschluss zu bringen.

Die Einführung des KI-Modus ist ein weiterer Teil einer tiefgreifenden Transformation der Suchlandschaft. Aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung ist trotzdem keine Panik angebracht, es benötigt stattdessen eine realistische Einschätzung der potenziellen Herausforderungen und Chancen. Wir glauben: Unternehmen, die ihre Strategien anpassen und weiterhin in hochwertigen, vertrauenswürdigen und differenzierten Content investieren, werden sich in diesem neuen Umfeld erfolgreich behaupten können. Dabei unterstützen wir gerne.

Und natürlich findet Ihr an dieser Stelle auch ein Update, sobald die bereits in anderen Ländern verfügbaren bzw. angekündigten Advertising-Funktionen im KI-Modus auch nach D-A-CH kommen.