Reels vs. TikTok – Macht Instagram mit seinem neuen Kurzvideo-Feature TikTok ernsthafte Konkurrenz?

Social Media Geschrieben von Rebecca Ghawi

Seit dem 24. Juni ist Instagram’s neue Reels-Funktion, mit der man TikTok-ähnliche 15-Sekunden-Videos erstellen kann, im deutschsprachigen Raum verfügbar. Was es kann und ob die TikTok-ähnlichen Reels eine ernsthafte Konkurrenz zur Social-Video-Plattform darstellen, erfahrt ihr hier.

Rebecca Ghawi

Reels vs. TikTok – Macht Instagram mit seinem neuen Kurzvideo-Feature TikTok ernsthafte Konkurrenz?

Warum Instagram Reels?

Dass origineller Video-Content immer mehr an Bedeutung gewinnt, beweist nicht zuletzt die Social Video-Plattform TikTok. Im ersten Quartal 2020 verzeichnete die App laut Adweek die meisten Downloads. Im Fokus der App steht vor allem der sogenannte „For You“-Feed, dem Instagrams Explore Feed am nächsten kommt. Er zielt vorrangig auf die organische Reichweitengewinnung ab. TikTok ist so der perfekte Nährboden für virale Videos und damit für Content Creator und Influencer besonders interessant, die schnell eine breite Masse mit ihren Inhalten erreichen wollen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Instagram sich mit Reels dieser Entwicklung annimmt.

Was können Instagram Reels und wo sind sie eingebunden?

Instagram Reels sind maximal 15 Sekunden lange Videos mit vielen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten wie Musikunterlegung, AR-Hintergründe oder Geschwindigkeitsanpassung. Das Interface sowie die verfügbaren Edit-Möglichkeiten erinnern dabei sehr stark an TikTok.

Erstellen lassen sich die Kurzvideos über die Story-Kamera. Hierfür ist die untere Kameraleiste neben „Live“ und „Story“ um eine „Reels“-Funktion ergänzt worden. Veröffentlichen lassen sich Reels im Instagram Feed als Vorschau und in einer eigens dafür angelegten Rubrik – ähnlich dem Marketplace oder IGTV. Auch kann eine Reels-Vorschau, wie bei IGTV-Videos, in der Story geteilt werden.

Zudem hat Instagram dem neuen Format im oberen Bereich des Explore-Feed gleich 9 Kacheln gewidmet. Durch Klick auf das gesponserte Reels-Video gelangt man in einen eigenen Reels-Feed, der dem „For-You“-Feed auf TikTok in Sachen Interface zum Verwechseln ähnlich sieht. Hier lässt sich nahtlos durch die Kurzvideos scrollen. Über einen Pfeil links oben gelangt man dann wieder zurück in den Explore-Bereich.

Welches Ziel verfolgt Instagram damit innerhalb der Plattform?

Lag der Fokus zuletzt verstärkt auf der Weiterentwicklung des Story-Features von Instagram, so priorisiert die Plattform mit Reels erstmals wieder den Explore-Feed. Da dies der sogenannte „heilige Gral“ für Influencer und Content Creator darstellt, sollen diese dadurch motiviert werden, möglichst viel Reel-Content zu produzieren. So schafft Instagram einen weiteren Anreiz mit der Plattform und den Usern zu interagieren und legt den Fokus auf die organische Reichweitengewinnung und Viralität von Inhalten. Auf der Konsumentenseite werden User verstärkt angeregt, neuen Content zu entdecken. Die Plattform bietet eine Möglichkeit kreativeren Content zu kreieren und erweitert sein Portfolio um ein, besonders bei der Gen Z beliebtes, Social Video-Feature.

Sind Instagram Reels eine ernsthafte Konkurrenz zu TikTok?

Es wäre nicht das erste Mal, dass Instagram erfolgreich von der Konkurrenz kopiert. Man erinnere sich beispielsweise an Snapchat-Stories. Ob Instagram Reels eine vergleichbare Erfolgsgeschichte verzeichnen können, ist ambivalent zu betrachten. Was TikTok auszeichnet und attraktiv macht, ist die Viralität und Dynamik der Plattform sowie die Kreativität der User.

Für Unternehmen ist besonders interessant, dass sie eine jüngere Zielgruppe ansprechen können, die so auf keiner anderen Plattform vertreten ist. Zudem hat sich in den letzten Monaten die Demografie der Zielgruppe auf TikTok diversifiziert. Immer mehr 25- bis 35-Jährige nutzen nun ebenfalls die Plattform. Diese Diversifikation der Zielgruppe macht die Social Video-App zunehmend attraktiver für Werbetreibende.

Stichwort Viralität

Doch die Viralität der Beiträge auf TikTok ist auch gleichzeitig der Nachteil der Plattform. Follower sind weniger wichtig als bei Instagram, da man aufgrund des prominenten „For You“-Feed sozusagen mit jedem Video das Publikum erneut auf sich aufmerksam machen muss. Hingegen kann man auf Instagram Reichweite und Engagement besser kalkulieren, was die Plattform bisher für Werbetreibende attraktiver macht. Auch ist noch nicht absehbar, wie sich die Werbemöglichkeiten auf TikTok weiterentwickeln werden. Dieser Unsicherheitsfaktor schreckt Unternehmen bisher ab, verstärkt auf TikTok zu werben. Reels könnten daher eine gute Alternative darstellen, um das neue Content-Format auf einer vertrauten Plattform zu testen. Jedoch zieht TikTok mit dem Rollout eines eigenen Werbeanzeigenmanagers in Punkto Self-Service-Ads nach. 

Auf User-Seite wird vor allem die User Experience eine Rolle spielen. Während Reels auf Instagram nur eine weitere Funktion von vielen sind, liegt der Fokus bei TikTok ausschließlich auf den Kurzvideos und sie lassen sich direkt nach dem Öffnen der App erstellen.

Wer letztendlich das Rennen macht hängt wohl stark davon ab, auf welcher Plattform das Kurzvideoformat für den Benutzer einen größeren Mehrwert bietet. Am wichtigsten sind hier erfahrungsgemäß die einfache und intuitive Handhabung sowie die nahtlose Einbindung in die Plattform. Dementsprechend werden sich Werbetreibende platzieren. Es bleibt also spannend, wie sich beide Plattformen in Zukunft entwickeln und ob TikTok eine Antwort auf Instagram Reels plant. Auch interessant wird, ob TikTok eventuell eine Möglichkeit findet, die Relevanz von Followern auf der Plattform zu erhöhen, ohne die User Experience zu beeinträchtigen.