Licht am Ende des Tunnels für Microsofts Bing – Chancen der Kooperation mit Facebook

Optimization Geschrieben von Goldbach Interactive Mitarbeiter

Durch die Kooperation mit Facebook könnte Bing einen spürbaren Schub erhalten und endlich auch einen wahrnehmbaren Marktanteil erreichen. Die grosse Chance für Bing besteht in der Verbesserung der Ergebnisqualität insgesamt und durch die Möglichkeit die Personalisierung der Suchergebnisse in einen Bereich voran zu treiben, den Google bislang nicht abdeckt.

Dies ist ein archivierter Artikel; erstmals veröffentlicht am 22. Dezember 2010 von Philipp Köstner.

Licht am Ende des Tunnels für Microsofts Bing – Chancen der Kooperation mit Facebook

Als Facebook Mitte des Jahres auch Web-Ergebnisse in seine interne Suche integrierte, hat sich das soziale Netzwerk damit automatisch zu einem Google Konkurrenten entwickelt. Und im Gegensatz zu bisherigen vermeintlichen Google-Killern wie Wolfram Alpha oder Cuil (wurde mittlerweile schon wieder eingestellt) ist Facebook in dieser Rolle auch wirklich ernst zu nehmen. Im Gegensatz zu allen anderen bisherigen Google Konkurrenten (inkl. Microsoft) kann Facebook drei Asse aufweisen, die bei der Einführung einer Google-Alternative einen entscheidenden Vorteil darstellen:

  • Die grösste anzunehmende Reichweite
  • Ein extrem hohes Involvement der User mit der bestehenden Seite
  • Informationen zur Attraktivität einer Seite, die Google nicht vorliegen

Facebook hat mit weltweit 500 Millionen Benutzern bereits einen Marktanteil der seines gleichen sucht. Dies erleichtert die Einführung eines neuen Produktes oder Dienstes ungemein, da nicht erst Millionenbeträge in Marketingmassnahmen investiert werden müssen, um die Nutzer überhaupt auf das eigene Angebot zu locken. Die Nutzer sind bereits vorhanden. Gefällt Ihnen die neue Facebook-Suche, werden sie diese auch in Zukunft weiter nutzen. Finden sie zu einzelnen Themen evtl. sogar bessere Ergebnisse als bei Google, könnte dies tatsächlich auch zu Verschiebungen der Marktanteile führen.

Facebook hat aber nicht nur eine grosse Zahl an Nutzern. Wer bei Facebook angemeldet ist, hält sich dort auch lange auf und beschäftigt sich mit der Website. Die Hälfte aller Mitglieder loggt sich gar täglich ein (Quelle: spiegel.de). Auch dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein User sich auf ein neu angebotenes Produkt schneller einlässt.

Mit Einführung des Like-Buttons verfügt Facebook nun auch über ein Instrument, anhand dessen die Attraktivität einer Seite aus User-Sicht ermittelt werden kann. Google, das sich hierfür zu grossen Teilen auf eingehende Links stützt, kann diese Informationen nicht in seine Ergebnisse einfliessen lassen.

Links vs. Liker

Der Erfolg von Google fusst im Wesentlichen auf der Qualität der ausgespielten Suchergebnisse im Vergleich zum Wettbewerb. Die Zahl und Qualität der eingehenden Links einer Seite spielen bekanntermassen eine sehr wichtige Rolle für das Google-Ranking, da sie als Empfehlungen für die Seite verstanden werden. Google ist es wie keinem anderen Suchmaschinen-Anbieter gelungen, diese Empfehlungen anderer Website-Betreiber in seinen Algorithmus zu integrieren und so eine hohe Ergebnisqualität zu liefern.

Allerdings ist die Zahl der Webmaster, also derer die überhaupt mit einem Link eine Empfehlung aussprechen können, nicht annähernd so gross wie die Zahl der Facebook-User. Und eben jene haben nun die Möglichkeit über den Like-Button ebenfalls Empfehlungen auszusprechen. Damit stellen Likes im Vergleich zu Links plötzlich einen viel grösseren Hebel für die Ermittlung der Attraktivität einer Seite aus User-Sicht dar.

Bislang ist jedoch nicht bekannt, dass Facebook vor hat, diese Informationen ausserhalb der internen Facebook-Suche für eine eigene Suchmaschine zu verwenden. Möglicherweise auch deshalb, weil es neben der Attraktivität einer Seite aus User-Sicht noch eine Vielzahl weiterer Faktoren gibt, die das Ranking der Suchmaschinen heute beeinflussen. Hier kursieren die unterschiedlichsten Zahlen von 200 bis hin zu 2.000 Kriterien die in die Relevanzbewertung  einfliessen. Es würde für Facebook also trotz allem eine enorme Investition bedeuten, in den Suchmaschinenmarkt einzusteigen.Ein Unternehmen, das diese Investition bereits getätigt hat und auch weiterhin einen Milliarden Dollar-Betrag in die Weiterentwicklung der eigenen Suchmaschine investiert ist Microsoft. Und da Microsofts Suchmaschine Bing nicht ansatzweise Marktanteile wie Facebook oder Google aufweisen kann, wird diese nun plötzlich zu einem möglichen Kooperationspartner für Facebook. Was bei den Platzhirschen in der Online-Welt Google und Facebook nahezu ausgeschlossen erscheint ist bei Microsoft mit Bing und Facebook nun Realität geworden: die beiden Firmen arbeiten zusammen.

Neue Chance für Microsoft Bing

Laut eigener Aussage verfolgt Microsoft mit Bing langfristig das Ziel, Google relevante Marktanteile streitig zu machen. Hierzu arbeiten die Bing Entwickler fieberhaft an der Verbesserung des Algorithmus sowie an nützlichen Tools ergänzend zur eigentlichen Suche. Der Rückstand auf Google ist hier in einigen Bereichen jedoch noch beträchtlich, so dass von kurzzeitigen Erfolgen zunächst nicht ausgegangen wird.

Durch die Kooperation mit Facebook könnte Bing nun jedoch einen spürbaren Schub erhalten. Die Möglichkeit die Zahl der Facebook-Liker in den bestehenden Algorithmus zu integrieren könnte die Ergebnisqualität insgesamt deutlich verbessern. Hinzu kommt, dass es sich hier um einen Qualitätssprung handeln würde, den Google nicht ohne weiteres mitgehen könnte, da eben auf diese Daten kein Zugriff besteht.

Das Wissen über die Facebook-Liker ermöglicht aber nicht nur eine allgemeine Verbesserung der Ergebnisqualität. Vielmehr ergeben sich hier ganz neue Möglichkeiten der Ausspielung personalisierter Suchergebnisse. Denn was könnte für den Nutzer ein relevanteres Suchergebnis sein als jenes, das von seinen Freunden empfohlen wurde. In dem Moment, in dem Bing dem Suchenden ein Facebook-Profil zuordnen kann besteht als die Möglichkeit, die Suchergebnisreihenfolge aufgrund evtl. Bewertungen aus dem Freundeskreis anzupassen. Darüber hinaus kann für jedes Ergebnis dargestellt werden, wer der eigenen Freunde ein Liker dieses Anbieters ist.

In den USA und England wurde dies bereits umgesetzt. Der unten stehende Screenshot einer solchen Ergebnisdarstellung lässt bereits erahnen, welchen Mehrwert dies für den User haben kann:

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Facebook-Integration in Bing

In allen anderen Ländern in denen Bing nach wie vor nur als Beta-Version zur Verfügung steht, dazu zählen auch Deutschland, Schweiz und Österreich, können die Nutzer hierauf allerdings  noch nicht zugreifen. Dies gilt auch für etliche weitere Features die in den USA und England bereits laufen, hier jedoch noch nicht implementiert werden.

Mitte 2011 soll Bing dann auch in weiteren Ländern den Sprung aus der Beta-Version schaffen. Spätestens dann könnte die Suchmaschine auch hier einen wahrnehmbaren Marktanteil von 5 bis 10 Prozent erreichen und somit auch für die Suchmaschinenoptimierung spannend werden. Bereits heute gibt es vielfach Überschneidungen bei der Social Media- und der Suchmaschinenoptimierung. Zukünftig werden diese Disziplinen noch näher beieinander liegen, insbesondere wenn es darum geht nicht nur Links sondern auch Liker für ein besseres Ranking bei Bing zu gewinnen.