Signale aus Social Media: die Links von morgen

Optimization Geschrieben von Goldbach Interactive Mitarbeiter

Wenn man in den Suchmaschinen zu umkämpften Begriffen eine Top-Position erreichen möchte, kommt man heute an einem nicht vorbei: Backlinks. Google war die erste Suchmaschine, deren Algorithmus den eingehenden Links einer Website ein großes Gewicht bei der Ermittlung der Positionen einräumte. Nicht von ungefähr hieß Google zu ganzen frühen Zeiten auch noch «BackRub», was man flapsig mit «Rückenrubbler» übersetzen kann. Beim «Rückenrubbeln» ermittelt der Algorithmus jene Links, die auf die Website verweisen: die Backlinks. Google misst diesen Links eine so große Bedeutung bei, da sie als Empfehlung für die verlinkte Seite betrachtet werden. Schließlich würde man nur jene Seiten von der eigenen Website verlinken, deren Inhalte man für die eigenen Nutzer als interessant erachtet.

Dies ist ein archivierter Artikel; erstmals veröffentlicht am 14. Oktober 2011 von Philipp Köstner.

Signale aus Social Media: die Links von morgen

Nun besteht das World Wide Web aus Milliarden verschiedener Websites, deren Links von den Suchmaschinen bei der Berechnung der Rankings berücksichtigt werden. Allerdings ist der Anteil derer, die Zugriff auf eine Website haben und über Links Empfehlungen für andere Websites aussprechen können, vergleichsweise gering. Ganz anders sieht es aus, wenn wir über Menschen mit Social-Media-Profilen wie Facebook, Twitter, Google+, Foursquare usw. sprechen. Allein Facebook hat laut Facebook-AdPlanner mittlerweile über 800 Millionen aktive Mitglieder weltweit, über 21 Millionen in Deutschland und ca. 2,5 Millionen in der Schweiz und in Österreich.Über Social Media kommunizieren diese Menschen häufig sehr intensiv und mehrmals am Tag miteinander. Sie geben über Links sowie Share-, Like- und +1-Buttons bekannt, was Ihnen gefällt oder äußern sich kritisch gegenüber einzelnen Angeboten. Damit steht den Suchmaschinen eine immense Menge an Informationen zur Verfügung, die ebenfalls für das Ranking berücksichtigt werden kann und heute schon teilweise berücksichtigt wird.

Twitter-Links

Bis zur Einführung von Google+ hat Twitter die Statusmeldungen der User, so genannte Tweets, Google über eine Schnittstelle zugänglich gemacht. Dies hat es Google u.a. ermöglicht, eine Live-Suche anzubieten, die selbst nur wenige Sekunden alte Tweets ausgeliefert hat. Da Google+ einige für den Twitter-Erfolg wichtige Elemente – wie z.B. die Möglichkeit, einem anderen zu folgen und dessen Nachrichten zu lesen, ohne dass er einem selbst folgen muss – kopiert hat. Mittlerweile hat Twitter die Kooperation gekündigt und die Schnittstelle für Google geschlossen. Damit ist zwar die Live-Suche bei Google verschwunden, nichtsdestotrotz können die Twitter-Daten von Google nach wie vor gecrawlt und damit für das Ranking verwendet werden.

Google scheint die Tweets der User im Wesentlichen zur Identifikation aktuell beliebter Websites bzw. Inhalte (Text, Bilder, Videos etc.) zu identifizieren. Werden z.B. mehrere Tweets mit Link auf einen Blogbeitrag zum Thema Social-Media-Monitoring innerhalb kurzer Zeit verfasst und dann retweetet, so schafft es diese Website gegebenenfalls sehr schnell in die Top-Ten zum Begriff «Social Media Monitoring». Google geht vermutlich aufgrund der vielen Twitter-Nennungen innerhalb kurzer Zeit davon aus, dass die betreffende Website zu diesem Thema für den Moment von größerer Bedeutung ist und spielt sie auf einer höheren Position aus als üblich.Das bessere Ranking ist jedoch nicht dauerhaft. Sobald der Strom an Twitter-Meldungen weniger wird, fällt die Seite langsam wieder auf ihre ursprüngliche Position im Ranking zurück.

Damit eignet sich Twitter z.B. sehr gut für die Optimierung der eigenen Website zu speziellen Ereignissen, die kurzfristig zu einer hohen Suchanfrage führen, wie z.B. Messen oder  Veranstaltungen. Auch für Anbieter aktueller Nachrichten ist Twitter eine gute Möglichkeit, die eigenen Meldungen bei Google auf vordere Positionen zu bringen.

Facebook: Likes, Shares und Kommentare

Bereits zu Beginn dieses Jahres hat Rand Fishkin auf der SMX in München eine Auswertung für Google.com vorgestellt, welche die starke Korrelation zwischen vorderen Platzierungen bei Google und den Facebook-Aktivitäten der Nutzer aufgezeigt hat. Demnach weisen in den Suchergebnissen top-platzierte Websites in den meisten Fällen mehr Facebook Likes, Shares und Kommentare auf als weniger gut positionierte. Daraufhin hat der SEO-Analyseanbieter Searchmetrics dieselbe Auswertung für Google.de durchgeführt und ist dabei zum gleichen Ergebnis gekommen: bei Google auf vorderen Plätzen stehende Websites weisen mehr Likes, Shares und Kommentare auf als schlechter platzierte Seiten.

Zusammenhang-Facebook-Rankings
Viele Informationen auf Facebook sind im Gegensatz zu Twitter erst nach erfolgtem Login erreichbar und daherfür Suchmaschinen unsichtbar. Es stellt sich also die Frage, ob es tatsächlich einen kausalen Zusammenhang zwischen den Aktivitäten bei Facebook und dem Google Ranking gibt, also ob durch die Steigerung der Shares, Likes und Kommentare das Ranking verbessert werden kann. Es wäre natürlich genauso denkbar, dass die gute Auffindbarkeit der Websites zu mehr Interaktion der Nutzer auf Facebook geführt hat. Aktuell geht man mehrheitlich davon aus, dass die Rankings durch Facebook eher nicht beeinflusst werden. Wirklich sicher ist man sich hier jedoch nicht und so werden ständig neue Tests durchgeführt, von denen man sich weitere Erkenntnisse erhofft.Unabhängig von einem direkten Einfluss auf das Google-Ranking ist jedoch in jedem Fall vorteilhaft, eine starke Präsenz beim größten Netzwerk Facebook zu haben. Die Bekanntheit einer Marke oder die Verteilung der Zugriffe auf der Website sind mit dem im August erstmals eingespielten Panda-Update noch wichtiger geworden. Wem es also über Social Media gelingt, die eigene Website als Marke zu etablieren bzw. zu stärken und auch die Zugriffe hierüber erhöht, verbessert diese zwei immer wichtiger werdende Rankingfaktoren bei Google.

Google+

Google hat kürzlich auf der dmexco die Aussage getätigt, dass die über Google+ gewonnen Informationen (Was gefällt mir? Was mögen die Menschen in meinen Circles?) aktuell mehrheitlich zur Personalisierung der eigenen Suchergebnisse genutzt werden. Somit kann Google meine durch Google+ bekannten Präferenzen sowie Empfehlungen der Menschen, die mich interessieren, bei der Zusammenstellung meiner Suchergebnisse berücksichtigen. Dies führt schon heute zu einer Verbesserung der Qualität der personalisierten Ergebnisse.

Als Google+ Nutzer werden jedoch nicht nur meine Suchergebnisse personalisiert und um Empfehlungen von Bekannten erweitert. Auch die optische Aufbereitung ändert sich. So werden z.B. Ergebnisse, die von meinen Bekannten «geplust» wurden, mit deren Bild versehen. Allein diese optische Hervorhebung des Treffers wird vermutlich dazu führen, dass die Klickrate auf jene Ergebnisse deutlich steigt.

google-kontakte-serps
Inwieweit Google zukünftig auch die Gesamtmenge an +1 Empfehlungen – also abseits der Personalisierung –in das Ranking einfließen lassen wird, ist spannend zu beobachten. Schließlich ist die Manipulationsgefahr hier recht groß. Daher hat Google gegenüber dem Wired Magazin geäußert, dass man bei der Prüfung, wie diese Daten für das Ranking genutzt werden können, sehr vorsichtig vorgehen werde.In Teilen fließen Nutzerbewertungen aus Social Media also heute schon direkt in das Ranking ein. Es werden jedoch noch längst nicht alle sich daraus ergebenden Möglichkeiten genutzt. Für die Weiterentwicklung der Suchalgorithmen steht den Suchmaschinen jedoch ein schier unendlicher Fundus an Nutzermeinungen zur Verfügung, der früher oder später mehr und mehr in die Suchergebnisse einfließen wird. Insofern kann ein Engagement in Social Media schon heute – neben den vielen anderen damit verbundenen positiven Effekten –eine Investition in bessere Rankings der Zukunft sein.